Die Traditionen des japanischen Teeweges

In der Geschichte des Teeweges haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Schulen gebildet, die den Teeweg jeweils nach eigener Tradition unterrichten. Alle Schulen berufen sich darauf, in der Nachfolge Sen no Rikyû's zu stehen was nur zum Teil richtig ist.

Die grössten Schulen sind dabei die Senke-Ryû:

Omotosenke 表千家
Urasenke 裏千家
Mushakojisenke 千家
und die Edosenke 千家.

 

Die drei Sen-Häuser (-senke) sind in der Nachfolge von Sen Sôtan entstanden, der ein Enkel von Rikyû's zweiter Frau war. Sôtan war ein Sohn ihres Sohnes, den sie mit in die Ehe mit Rikyû gebracht hatte. Sôtan teile das Familienerbe auf in das vordere Sen Haus - Omotosenke, das hintere Sen Haus - Urasenke und in den Teil, der an der Mushakoji-Strasse residiert. Eigentlich kann man also nicht von Rikyû als einem leiblichen Vorfahren reden, zumal besonders die Urasenke immer wieder Söhne aus fremden Familien adoptiert hat.

Urasenke

Die Schule mit der weltweit grössten Anhängerschaft. Sie wurde durch Sen Sōshitsu (1622-97) gegründet, der auch das Teehaus Konnichian geerbt hatte. Der gegenwärtige Oberhaupt der Urasenke-Konnichian-foundation ist Iemoto Zabōsai Sōshitsu. Der Name Urasenke setzt sich zusammen aus «Ura», die Lage des Konnichi-an Teehauses an einer Seitenstrasse und «senke», Sen's Haus.

Omote Senke

Die zweitgrösste Schule der japanischen Teezeremonie, gegründet durch Koushin Sousa (Kōshin Sōsa) (1613-72), der ebenfalls ein Teehaus namens Fushinan geerbt hatte. Iemoto Sōsa Jimyosai ist der gegenwärtige Oberhaupt der Omotesenke-Fushinan-Foundation. Das Teehaus liegt an einer Haupt- und -durchgangsstrasse. Daher «Omote» für Vorne und wiederum «Senke».

Beide Teezeremonien unterscheiden sich in einigen Punkten. Urasenke – zum Beispiel – schlägt den Matcha kräftig, sodass der Schaum ihn komplett zudeckt während bei Omotesenke in der Mitte eine schaumfreie Stelle, genannt See, bleibt. Der Chasen um den Tee zu schlagen besteht aus dunklem, geräuchertem Bambus (Susudake) bei Omotesenke und aus unbehandeltem Natur-Bambus bei Urasenke.

Einige Leute behaupten dass Urasenke gerne protzt mit sehr wertvollen und teuren Utensilien um ihre Gäste zu beeindrucken. Gegenstände, die von berühmten Handwerkern mit teuren Werkzeugen hergestellt wurden, werden anscheinend bevorzugt. Die Anhänger von Omotosenke dagegen seien eher für das Anspruchslose und Einfache, was nicht heisst dass sie billiges Zeug für ihre Teezeremonie einsetzen. Sondern legen sie Wert auf eine ausgeglichene Kombination der Teegegenständen sodass dass jeder Objekt gebührend beachtet wird und keiner übersehen wird.
Das Ziel der Omote Senke ist so nahe an der Tradition, d.h. am Geist des Zen wie möglich zu bleiben um dadurch immer wieder eine neue Teezeremonie zu schaffen und damit nicht in eine Art  Kaffeekränzchen zu verfallen, wie dies bei vielen Tee- Schulen, auch in Japan der Fall ist.

Mushakojisenke

Die kleinste der drei Senke-Teeschulen. Ichiou Soushu(Ichiō Sōshu),  Urenkel von Sen no Rikyu ist der Gründer und Iemoto Rikyu Koji, Nachfahre in 14-er Generation von Sen no Rikyu, ist der Oberhaupt der Mushanokojisenke-Kankyuan-Foundation. Der Name Mushanokojisenke leitet sich vom Standort, die «Musha no Koji Dori» Strasse. (jap. Dori für Strasse).

Edosenke

Die Edosenke stammt nicht von Rikyu ab. Sie wurde von Kawakami Fuhaku (1716-1807) gegründet, der ein Schüler des Großmeisters der Omotesenke in der siebten Generation war. Kawakami Fuhaku ging nach Edo (heute Tokio) und gründete dort die Edosenke, die im Stil der Omotesenke verwandt ist.

Sakai ryû

Die einzige Schule, die von Sen Dōan, dem einzigen leiblichen Nachkommen Rikyû's gegründet wurde, ist die Sakai ryû in der Heimatstadt Rikyû's. Sen Dōan verschwindet aber bald aus dem LIcht der Geschichte und mit ihm verschwindet auch die Sakai ryû wieder.

Oribe-ryū

Gründer: Furuta Shigenari (auch bekannt als Furuta Oribe).
Nach dem Tod Sen no Rikyū's wurde sein Schüler und Freund, der Samurai Furuta Oribe zum einflussreichsten Teemeister Japans. Oribe war für den gesamten Betrieb der Teehäuser und der Teezeremonie für den zweiten Tokugawa Shogun Tokugawa Hidetada tätig und hatte zahlreiche Teeschüler. Einer der einflussreichsten Schüler war Kobori Enshū. Aus politischen Gründen wurde Furuta Oribe wie auch sein Lehrer Sen Rikyū zum rituellen Selbstmord ( Seppukku) gezwungen. Danach wurde es seiner Familie nicht mehr erlaubt, als offizielle Teelehrer tätig zu sein.
Die Familie war als Verwalter des Daimyō in der Oka - Burg in der Präfektur Oita tätig. Während der Meiji - Epoche im späten 19. Jhdt. verlor die Familie ihre Ämter in Oita. Das Familienoberhaupt der 14. Generation Furuta Sōkan ging nach Tokyo um den Versuch zu starten, die Oribe - Ryū neu zu gründen. Heute gibt es auf der Insel Kyūshū insbesondere in der Präfektut Oita die meisten Anhänger der Oribe - Ryū.

Ueda Sôko Tradition

Zu dem Kreis derer, die in unmittelbarem Kontakt zu Sen no Rikyû den Teeweg erlernt haben, gehörte auch Ueda Sôko, der zwar nicht zu den „Sieben Weisen“ gezählt wird, sich aber nach seinem Eintritt in die Dienste Hideyoshis gleichfalls bis zu Rikyûs erzwungenem rituellen Selbstmord (seppuku) sechs Jahre lang unter dessen Anleitung auf dem Teeweg geschult hat.

Solchermaßen in den Kreisen des Schwertadels entstanden, versteht sich die von Ueda Sôko begründete Tradition als „Teeweg der Samurai“ (bukecha). Dass in den bürgerkriegähnlichen Wirren bis zum Beginn der Edô-Zeit vor allem die Samurai wieder und wieder mit dem Tode konfrontiert waren, hat diesem Teeweg seine besondere Form gegeben: jeden Augenblick des Lebens den eigenen Tod vor Augen zu haben und doch jeden Moment bewusst zu erleben und in Gelassenheit auszuschöpfen. Gerade darin berührt sich der bukecha mit dem Zen-Buddhismus, zu dem sich die Samurai seit jeher hingezogen fühlten, weil die fortwährenden Einübung in ein spirituelles Sterben (za-zen) ihnen dazu verholfen hat, von ihrem Ich mit seinen Hoffnungen und Ängsten abzusehen und sich gerade deshalb rückhaltlos dem Leben zuzuwenden. Diese Einstellung hat sich im bukecha auch dann noch erhalten, als es unter dem Shôgunat der Tokugawa für nahezu 300 Jahre keine Kriege und Kämpfe mehr gegeben hat.

Übersetzt von: http://japanese-tea-ceremony.net
Weitere Quellen:
http://www.cmz.ch
http://www.teezeremonie-zen.de/Bukecha/bukecha.htm
http://www.teeweg.de/forum123/viewtopic.php?f=5&t=7, autor: «sensei»